Chronik der Gemeinde Baalberge
 

 

Der Name Baalberge

Am 11. Juli 945 stellt König Otto I. in Magdeburg den Söhnen seines Vasallen Friederich, mit Namen Richbert und Folcmar, eine Urkunde aus, in der er ihnen auf ihr Bitten hin die an der Fuhne inmitten des Slawenlandes im Gau Serimunt und der Grafschaft Christians gelegenen Dörfer Viuzekiani, Bodblozi, Zuchliandorp und Pochutikie schenkte (zweitälteste Urkunde des Domstiftes zu Goslar). Aus nachfolgenden Quellen ergeben sich die Namen als Plömnitz - Wiesigk - Tochau und Zechlitz, alles Dörfer entlang der Fuhne, doch wo ist Baalberge?

Die Fuhne im Winter

Der Ort Wiesigk lag südöstlich von Baalberge in Richtung Plömnitz, zwischen Lettenloch der alten Ziegelei und der Ausschachtung für den Bahndamm. Er wird bereits 1457 als wüst bezeichnet. Bereits vor 1720 erfolgte der Verkauf der alten Dorfstätte durch den Fürst zu Bernburg an Fremde, die den alten Platz, von den Baalbergern "Pfingstanger" genannt, in Ackerland umwandelten und den alten Quellbrunnen verfüllten.

Das Dorf Tochau muss links der Fuhne am Nordwest-Ausgang Baalberges gelegen haben. Über die Wüstwerdung ist wenig bekannt. In späteren Jahren taucht oft der "Tochauer Schoß" (eine Geldabgabe) auf, die nach Oberpeißen gegeben werden musste. Die Bewohner des Dörfchens müssen also nach Baalberge, Kleinwirschleben und Oberpeißen umgezogen sein, denn hier befinden sich später die Besitzer der Tochauer Äcker.

Rönitz, nicht in der Urkunde von 945 genannt, wohl aber in den Bezeichnungen von Flurstücken und des Grabhügels in der Nähe unseres Ortes. Die Lage wird heute am Stallweg zwischen Poley und Trappenberg angenommen. 1720 gibt es auch um den Verkauf dieser alten Dorfstätte einen heftigen Streit mit dem Fürsten zu Bernburg. In der Folgezeit kommen große Teile der Ackerflächen in den Besitz der Familie Hahndorf.

Der Ortsname Balberge tritt zum ersten Mal in einer Urkunde von 961 auf. Aber auch hier belehrt uns die Folgezeit, es handelt sich um einen Ort bei Nienburg, nicht um unser Baalberge an der Fuhne. Dieses erste Baalberge steht im engen Zusammenhang mit dem geistlichen Stift Gernrode. - Nicht ganz 100 Jahre später, in der Urkunde vom 9. Januar 1057, findet sich ein Balbria in Goslarischen Kirchenbesitz. Das ist nun unser Ort, wie die weiteren Urkunden deutlich beweisen.

Urkunde von 1057

Viele Versuche wurden unternommen, den Namen Balberge, das "aa" kam viel später in die erste Silbe, zu deuten. Altmeister Beckmann führt in seinem Geschichtswerk von 1710 an:

  1. bal = Flamme, würde zum Totenkult unserer Vorfahren passen,
  2. bal = Pfahl (Grenze, würde auf die Lage im germanisch-slawischen Grenzgebiet hindeuten,
  3. bal = schlecht-übel, aus christlicher Zeit zur Abschreckung vor den heidnischen Bräuchen.
Bleibt noch die slawische Form "Balbria" offen? Wir wissen, dass die "Balberge" schon vor der slawischen Besitznahme dieses Gebietes hier standen. Formten sie den germanischen Namen in ihre Mundart um? Eine endgültige Klärung der Bedeutung unseres Dorfnamens steht noch aus!

Fest steht hingegen die Ersterwähnung einer Kirche in Baalberge. Johanni des Jahres 1204 wird in der Kirche zu Baalberge durch Fürst Bernhard ein Streit um eine Wiese bei Cattau geschlichtet. Dieser Vorgang hat zwar nicht unmittelbar mit unserem Ort zu tun, doch wissen wir, dass Fürst Bernhard in dieser Zeit sehr viele Kirchen im ehemaligen slawischen Gebiet einweihte.

Alte romanische Kirche

Aus dieser Kirche stammt auch eine Steinfigur, die beim Abriss der alten romanischen Kirche im Jahre 1884 aus der Altarwand genommen und in einem Nebenraum der neuen Kirche eingemauert wurde. Es handelt sich um den sogenannten Baalberger Propheten.

Baalberger Prophet

Nach Einschätzung der Kulturhistoriker stammt das Kunstwerk aus den Jahren um 1150. Es ist heute im Georgium in Dessau ausgestellt. Eine Kopie besitzt das Museum Bernburg. An Glocken besaß die alte Kirche drei. Die größte stammt aus dem Jahr 1558. Diese ist 1885 in der neuen Kirche zersprungen und musste neu gegossen werden. Die mittlere Glocke wurde 1701 umgegossen. Diese Glocke wurde während des 1. und nach der Erneuerung auch im 2. Weltkrieg heruntergenommen und zur Kriegsproduktion verwendet. Die kleine, von der noch im 30-jäh-rigen Krieg die Rede sein wird, wurde beim Umgießen der großen Glocke mit verwendet. Ihr Entstehungsjahr ist unbekannt.

 

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