Chronik der Gemeinde Baalberge
 

 

Zeittafel

945   Zum ersten Mal wird in einer Urkunde der Fluss Fuhne als Vona erwähnt. Das Wort bedeutet sumpfig, faulig.
1150   König Konrad III. schenkt dem Domstift zu Goslar das Dorf Wischeribe u. a. in der Folgezeit werden Kleinwirschleben und Baalberge oft nacheinander genannt.
1163   Kaiser Friedrich I. trifft Bestimmungen über Rechte und Einkünfte des Domstiftes Simonis & Judae zu Goslar. Neben Ackerbesitz wird auch, eine Mühle zu Balbri genannt.
1296   Der goslarische Dominus Kustos gibt unter seinen Besitzungen in Balberge 28 Hufen Landes und ein Freigut (Allodialgut) an.
1371   Unter den Stiftsherren der Äbtissin Anna von Gernrode wird ein Johannes von Balberghe genannt. Auch unter der Nachfolgerin tritt oft der verschwiegene Herr Johann de Balberghe auf. Noch heute gibt es in den Niederlanden viele Familien mit dem Namen Baalbergen. 1938 und 1988 besuchten Mitglieder dieser Familie unseren Ort.
1446   Ein Untertan schenkt der Pancratius-Kapelle auf der Burg zu Bernburg mit Bewilligung des Fürsten Bernhard 20 alte Kreuzgroschen jährlich. Dieses Geld kommt als Zins an eine Hufe Landes auf Balberger Mark ein, die Jan Hensel unter dem Pflug hat. Damit erfahren wir den ersten Namen eines Baalberger Einwohners.
1563   Ab diesem Jahr müssen die Baalberger den sogenannten Zerbster Bierpfennig zahlen, damit die Bernburger Fürsten mit ihrem Hofstaat nicht mehr hier ihre Trinkgelage abhielten und die Mädchen und Frauen vor ihnen sicher waren.
1620   Der Bernburger Landesfürst Christian I. kämpft an der Spitze der protestantischen Union. Die Schlacht am Weißen Berg vor Prag geht verloren. Der Fürst flieht und Wallensteins Krieger ziehen raubend und sengend durch die Dörfer um Bernburg und vollziehen am einfachen Manne die kaiserliche Rache.
1625   Erst Missernte und Teuerung, dann wieder die kaiserliche Sintflut und schließlich die Pest, der im Amt Bernburg 1.345 Menschen zum Opfer fallen.
1632   Die Schweden hausen im Januar in Baalberge und verursachen einen Schaden in Höhe von 996 Talern, ausgenommen Stroh, Hausgeräe und eingerissene Gebäude.
1641   Das Salbuch des fürstlichen Amtes Bernburg nennt in seinen Steuer-, Zins- und Fronlisten 32 Baalberger Hausbesitzer. Hinzu kommen die Schmiede, die Schule, die Pfarre und die Kirche. Es müssen 60 Hühner, 210 Eier, 28 Taler, 20 Groschen, 4 Pfennig Ackerzins und noch 52 Groschen Erbenzins an das Bernburger Amt gezahlt werden.
1644   Der totale Untergang unseres Dorfes vollzieht sich von September bis November, als das Schwedenheer unter Torstenson alle umliegenden Amtsdörfer abreißen lässt, um Schanzen zu errichten. Belagert werden die Gallas'schen Truppen, die sich im Bernburger Schloss zu halten versuchten.
1682   Die Pest, die in den Jahren nach dem 30-jährigen Krieg unseren Ort mehrmals verschont hatte, fordert nun doch ihre Opfer. Die Tochter des damaligen Ortsrichters Röber bringt die Krankheit von Bernburg mit in den Ort. Durch sofortige Isolation des Gehöftes wird eine Verbreitung der Seuche verhindert. Im Hof sterben alle 5 Kinder, der Ortsrichter und sein Knecht. Die Ehefrau überlebt als Einzige und stirbt erst 1713 mit 81 Jahren.
1707   In diesem Jahr fallen 2 Bauernhöfe und 3 Kossatenhäuser den Flammen zum Opfer. Der Brand war durch einen unsachgemäßen Abzug entstanden. 1730 sind es sogar an gleicher Stelle 4 Bauernhöfe und 4 Kossatenhäuser.
1710   Salomon Zeitz erhält die Schankerlaubnis vom Fürsten. Er eröffnet auf dem Dorfanger eine zweite Schenke. Bereits 1756 kauft der Besitzer des Schwarzen Bären das unnötige Konkurrenzunternehmen auf. 
1724   Die Viehdesignation des fürstlichen Amtes stellt für Baalberge fest: 1.225 Morgen Äcker & Wiesen, 122 Rinder, 393 Schafe und 166 Schweine. 
1756   Stellvertretend für die jahrzehntelangen Einquartierungen und Kriegsoperationen seien hier genannt die bekannt gewordenen Teile der preußischen Regimenter v. Blankensee und v. Saldern. 1758 folgen französische Truppen, dann wieder Preußen. 1761 finden in der Nähe von Baalberge heftige Kämpfe zwischen Reichstruppen und Preußen statt. 
1771   Ein aus Wohlsdorf eingewanderter Hutmann mit Namen Andreas Kittel wird bald so berühmt, dass sich der Fürst zu Bernburg selbst mit ihm beschäftigt. Der Wunderdoktor Kittel kann die körperlichen Leiden seiner Mitmenschen heilen ohne Eingriffe, nur durch naturgegebene Heilmittel und durch die Kraft seiner Persönlichkeit.  
1781   Das erste Grund- und Hypothekenbuch nennt 66 Grundbesitzer im Ort, davon 15 Häuser mit dem Jahr ihrer Erbauung.  
1807   Die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts werden von zahlreichen Todesfällen überschattet:
1800 = 45 Tote durch die Ruhr
1801 = 6 Tote durch die schwarzen Pocken
1804 = 1 Toter an der Ruhr
1807 = 13 Tote an Pocken und Scharlach.
1812   Die Große Armee Napoleons, deren Hauptquartier in Bernburg liegt, muss verpflegt werden. Auch mancher Untertan geht als französischer Rekrut mit auf den langen Marsch auf Moskau. 1813 muss ein Reiter-Regiment aus Anhaltern aufgestellt werden. Dazu werden 352 Pferde requiriert und 150 Mann aus den Amtsdörfern rekrutiert. Die 1. Eskadron liegt am 26. Juli in Baalberge im Quartier. 
1813   Bei Baalberge findet ein erbittertes Gefecht zwischen Franzosen und Kosaken statt, in dessen Verlauf das 2. preußische Leibhusaren-Regiment eingreift.
1830   Nach einem strengen Winter wird Baalberge von Hochwassern überflutet. 12 Familien müssen ihre Häuser verlassen, selbst die Zietha wurde zu einem reißenden Flüsschen, in denen beinahe ein Haus versank. Der heutige Friedhof wird als neuer Begräbnisplatz eingeweiht. Bisher wurden die Verstorbenen um die Kirche herum begraben.
1846   Die einsetzende Separation & Ablösung der gemeinschaftlichen Hutung bringt große Veränderungen für jeden Grundbesitzer mit sich. Die Sturmjahre der bürgerlichen Revolution unterbrechen die Neuaufteilung der Feldmark für mehr als 2 Jahre.
1853   Die Gemeinde errichtet eine erste Holzbrücke über die Fuhne an der Kirche.
1871   Im deutsch-französischen Krieg bleiben Leutnant Naundorf und Musketier Hartmann auf den Schlachtfeldern in Frankreich.
1872   Die Häuser erhalten zum ersten Mal Hausnummern. Diese gingen von Nr. 1 bis Nr. 83.
1885   Die neue Kirche wird eingeweiht. Sie steht auf den Grundmauern der alten romanischen Kirche.
1899   In diesem Jahr wurde vom Spritzenmeister R. Kluge eine erste freiwillige Feuerwehr aufgestellt.
1903   Das neue Schulgebäude in der Umgehungsstraße wird eingeweiht. Es ist bereits das dritte Baalberger Schulgebäude nach der Pfarrschule (ehemaliger Konsum) und der Kirchschule (jetzt Wohnhaus Fam. Köhler).
1908   Der erste Baalberger Sportverein wird gegründet.
1908   Auf dem Kleinwirschlebener Acker entsteht in der Nähe des Bahnhofes eine Chemische Düngerfabrik, die 20 Jahre später in Konkurs geht.
1914   Das Ortsnetz der elektrischen Beleuchtungsanlage wird für 1.288 RM durch die Überlandzentrale eingerichtet. Private Stromkunden gibt es bereits ab 1913.
1918   Von den über 150 Baalberger Einwohnern, die auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges kämpften, kehren 43 nicht zurück. Im Altarraum der Kirche erinnern zwei Gedenktafeln an die Gefallenen.
1923   Die Gemeinde schafft an der Kleinwirschlebener Straße neues Bauland, die Siedlung entsteht.
1944   Hinter der Siedlung wird ein Arbeitslager mit Namen Rübezahl errichtet. Es wird über die Außenstelle Konzentrationslager Leau geleitet.
1944   Am Pfingstsonntag fallen zwischen Poley und Baalberge 6 schwere Bomben im Reihenwurf. Die Pfarrchronik vermerkt: "Am gestrigen Pfingstsonntag ist unser Dorf durch Gottes Barmherzigkeit vor schwerer Gefahr bewahrt worden. Hätten die von Osten einfliegenden feindlichen Bomber ihre Last einige Sekunden später gelöst, so wäre wohl ein großer Teil der Häuser in Trümmer gelegt worden."

 

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