Die Balsberge und ihre Funde
Zahlreiche Bodenfunde und Ausgrabungen in der Umgebung unseres Ortes zeugen
von der über Jahrtausende verlaufenden kontinuierlichen Besiedlung. In der
unmittelbaren Umgebung Baalberges waren nachweislich sechs große Grabhügel
vorhanden. In der Kirchenchronik von 1742 heißt es dazu:
"Sonsten ist auch ausschließlich zu merken, dass verschiedene Hügel in
den Baalbergischen Feldmarken anzutreffen sind, als diesseits der Fuhne
der Schneiderberg, der Rönitzer Berg, der Lange Berg und der Schinderberg,
welcher in alten Zeiten auch der Baalberg soll geheißen haben ...
und jenseits der Fuhne der Tochauer Berg und der Evangelienberg."
Die erwähnte Kirchenchronik, die noch einmal auf herzoglichen Befehl 1843,
nach gleichlautenden Vorgaben, vervollständigt wurde, nennt als
Abtragungszeitraum des Schinderberges die Jahreszahl 1783.
Der Hügel befand sich oberhalb des Weges zur alten Ziegelei, im
Bereich des heutigen Friedhofes. In der alten Flurkarte von 1848 wird
das angrenzende Ackerstück noch als Rose‘s Schinderbreite bezeichnet.
Funde sind hier nicht dokumentiert.
Aber beim Ausheben von Gräbern wurden früher gelegentlich alte Urnen
und Scherben gefunden. Der Lange Berg, der bis zum Jahre 1853
südlich der alten Bockwindmühle am Ortsausgang nach Poley lag, kam mit der
Separation an die Bauernfamilie Reinicke. Der Bauer Adolf Reinicke konnte
sich um die Jahrhundertwende noch an die Abtragung des Hügels erinnern, welche
sein Vater ausführen ließ, um die ausgeruhte, gute Schwarzerde zum Auffüllen
von kargen Stellen im Ackerstück zu gewinnen. In diesem Grabhügel befanden
sich mehrere Steinkisten. Hierin standen Urnen mit verbrannten Gebeinen
zusammen mit weiteren Gefäßen. Die Funde standen lange Zeit auf dem
Hausboden des Reinicke'schen Hauses, sind aber nach Ende des
2. Weltkrieges verschwunden. Heute ist aus diesem Grabhügel nur noch
ein Bronzemesser aus der Zeit 850 - 650 v.u.Z. und noch eine
ältere Steinaxt vorhanden
Auf den Rönitzer Berg stieß ich im Zusammenhang mit der Erforschung
des Grundbesitzes der einzelnen Baalberger Höfe. 1791 stellen die
beiden Anlieger, der Müllermeister Lehmann und der Anspänner Bernecke,
das Gesuch an den Fürsten zu Bernburg, ihnen den bereits geschmälerten
- nur noch 31 x 36 Schritte großen Hügel für je 8 Groschen zu überlassen,
"weil ihnen solcher noch viel Mühe und Kosten verursachen würde, ehe sie
den Fleck als Acker benutzen könnten". Der Fürst verlangte jedoch 12
Taler von jedem Antragsteller. Über die möglichen Funde ist uns durch
die Handelsakten nichts überliefert worden.
Der einzige heute noch vorhandene Grabhügel, der Schneiderberg,
wurde 1901 durch den Bernburger Altertumsverein und Mitarbeit von
Prof. Höfer ausgegraben. Diese Ausgrabung sollte unseren Ort durch
seine im Zentralgrab gefundene Keramik unter Archäologen weltberühmt machen.
Etwa zwischen Zepzig und Friedenshall lag der Evangelienberg. Das
Ackerstück bis zur Fuhne hinunter heißt in alten Akten
"unter dem Evangelienberg". Fürst Wolfgang von Anhalt hat hier noch das
Evangelium verlesen. Aber schon sein Nachfolger,
Fürst Joachim Ernst, ließ den Hügel öffnen. Es wurden darin steinerne
Särge gefunden, wie der Chronist Beckmann 1710 berichtet.
Über den Tochauer Berg können nur Vermutungen geäußert werden.
Nach der Separation hatte der Oeconom Naundorf das gesamte Ackerstück
unterhalb des Bahnhofes erhalten. In der Separationskarte von 1848
heißen die Flächen neben der Bahnhofstraße "Tochauer Anger" und
"Kleine Dorfstedte am Unterende". So meldet der Anhalter Kurier
am 17. Januar 1891: Major Naundorf aus Baalberge übergibt einige
Bronze-Altertümer, teils aus der Hallstadt-Zeit, teils aus der
Römerzeit, dem Bernburger Altertumsverein.
Ein weiterer Grabhügel in unserer Gemarkung grub Prof. Götze vom
Museum Köthen 1927 aus. Dieser im Volksmund Mäuseberg genannte
Grabhügel befand sich südlich von Baalberge auf der Flurgrenze zu
Plömnitz. Der Hügel hatte einen Durchmesser von 35 Meter. Er enthielt
eine große Steinkiste mit den Abmessungen 2,30 x 1,20 x 0,95 Meter,
in der sich eine jungsteinzeitliche Hockerbestattung befand. Sie ist
der Salzmünder Gruppe (2.900 - 2.500 v.u.Z.) zuzuordnen. Diese
Steinkiste wurde später im Schlosspark zu Köthen wieder aufgestellt,
wo man sie heute noch bewundern kann.
E-Mail: chronik@baalberge.de